Interview mit Udo Riedelsberger Wie kam es, dass in einem solchen historischen Gebäude heute Wohn- räume der Maiberg Wohnbau GmbH zu finden sind? Ganz typisch fand eine offizielle Aus- schreibung seitens der Bundesanstalt für Immobilien statt, dem damaligen Eigentümer des Gebäudekomplexes. Auch wir wurden angeschrieben und sind kurzerhand nach Würzburg ge- fahren, um alles zu besichtigen – und waren direkt begeistert von dem tollen Objekt, von seiner Qualität und der Einzigartigkeit. Zudem konnte es auch noch mit stadtnaher Lage überzeugen. Fast außergewöhnlich, wenn man die Größe des Areals bedenkt. 1 2 Damals gab es viele Mitbewerber, auch seitens der Stadt, die zum Beispiel überlegte, die Polizei dort unterzubrin- gen. Am Ende ist aber nichts davon zustande gekommen, weil sich dann doch viele nicht an die Altbau-Subs- tanz herangewagt haben. Keiner hatte so recht den Mut. Heute ärgern sich sicher viele über die verpasste Chance. Auch unserem Vorhaben wurde mit Skepsis begegnet. Viele haben uns für verrückt erklärt, da keiner daran geglaubt hat, dass ein solches Sanie- rungsprojekt in der Größenordnung erfolgreich umgesetzt werden könnte. Von den »Nürnberger Wurschtlern« wurde in den Medien gesprochen. Viele Würzburger haben gezweifelt, ob man hier überhaupt wohnen kann und will. Keiner konnte sich vorstellen, dass dies ein attraktiver Wohnstandort werden könnte. Für uns ganz unverständlich. Wie kann man denn genialer wohnen als hier? Mit dieser Großzügigkeit! Ent- sprechend froh waren wir, als wir die Ausschreibung in der Tasche hatten. Und so entstand in zwei bis drei Jahren Bauzeit 16.500 qm Wohnfläche mit ca. 140 großzügigen Wohnungen im Altbau. Was war Ihnen bei der Sanierung und Gestaltung besonders wichtig? Da es sich um ein denkmalgeschütztes Objekt handelt, ist in Sachen Gestal- tung auch immer das Denkmalamt involviert. Daher muss man Vorschläge und Ideen finden, bei denen das Amt mitgeht. Das war in dem Fall aber gar nicht so schwierig. Es war wirklich ein gutes Auskommen miteinander, was sicher auch der Erfahrung unserer Fir- ma mit Altbauten zuzusprechen ist. Alten, ungenutzten Gebäuden neues Leben einhauchen ist unser Geschäft und unsere Passion. Im Ernstfall bleibt sowas nämlich leerstehend, verfällt und muss am Ende abgerissen werden – was nicht nur schade, sondern auch alles andere als nachhaltig ist. Daher haben wir uns bei diesem Objekt große Mühe gegeben, so viel wie möglich von der Altbausubstanz zu erhalten, mit dem Vorhandenen zu haushalten und nur die Teile zu verändern, bei denen es Sinn macht und für die Nach- nutzung und Weiterführung des Ge- bäudes in die Zukunft Vorteile bringt. Bis auf den OP-Trakt wurde nichts abgerissen, viele alte Treppenhäuser beispielsweise haben lediglich sicher- heitstechnische Ergänzungen erlebt. Auf der Frontseite zur Straße hin sollte ebenfalls so wenig wie möglich am Ge- bäude verändert werden – tatsächlich ist es auch heute noch in großen Teilen im Originalzustand. Wesentliche Veränderungen gab es dafür in der Dachlandschaft und an der Gebäuderückseite. Es wurden Gauben und großzügige Balkone angebracht – auf Wunsch des Denk- malamts zwar tief, aber dafür in der Breite nicht ausladend und nicht über die ganze Fassadenlänge gezogen, um der Optik des Gebäudes gerecht zu werden und die schöne, halbrunde Fassade erlebbar zu machen. Auch die tiefen, großen Sprossenfenster und die schönen Deckenhöhen sind be- zeichnend für das Gebäude und wur- den beibehalten, da sie dem Charme des Gebäudes zutun. Daneben war uns wichtig, die Groß- zügigkeit des Gebäudekomplexes zu bewahren und für die zukünftigen Anwohner ein Gefühl von Privatheit zu schaffen. So wurden insgesamt eher weniger Wohnungen eingeplant, viele Zugänge ins Gebäude geschaf- fen, Flure neu erschlossen. Man spürt heute deutlich, dass sich die Leute hier wohl fühlen und die Vorzüge des Geländes sehr schätzen. Weshalb wurde einrichten design ab einem gewissen Punkt ins Projekt involviert? Bei Denkmälern ist die Besonderheit, dass bereits vor der Sanierung die Wohnungen verkauft sein müssen. Erst dann darf mit der Sanierung begonnen werden. Das erschwert das Ganze natürlich, wenn man noch nichts Fertiggestelltes zeigen kann. Daher auch damals die Skepsis, dass hier Wohnungen entstehen sollen, weil hier einfach die Vorstellungskraft fehlte. Es war ja schlicht ein verlasse- nes Krankenhaus mit langen Fluren, Krankenzimmern und Verwaltungs- räumen.